Michael Nowak hat eine ungewöhnliche Sammelleidenschaft: Flugstunden in der Luft.
Vor zehn Jahren hätte Michael Nowak jeden für verrückt erklärt, der freiwillig in einen Weidenkorb unter einem Gasballon steigt. Heute besitzt er eine Sammlung von Flugzertifikaten aus ganz Europa und plant seine Urlaube gezielt um Luftabenteuer herum. Was als Mutprobe seiner Schwester begann, wurde zu einer echten Leidenschaft. Ballonfahrten über die Provence, Paragliding-Sessions in Tirol, Rundflüge im Ultraleichtflieger über bayerische Seen – er hat alles ausprobiert. Seine Erkenntnis nach hunderten Flugstunden: Die Welt sieht von oben nicht nur anders aus, sie fühlt sich auch anders an.
Michael Nowak kann den genauen Moment benennen, als ihn das Flugfieber gepackt hat. Es war ein kühler Oktobermorgen über den Weinbergen der Steiermark. Der Heißluftballon hob gemächlich ab, während unter ihm der Morgennebel zwischen den Rebzeilen hing. Zum ersten Mal in seinem Leben war er völlig still und das nicht nur körperlich, sondern auch mental. Mittlerweile plant er keine Reise mehr, ohne zu prüfen, welche Flugerlebnisse in der Region möglich sind. Dabei geht es ihm weniger um Adrenalin oder Nervenkitzel. Vielmehr hat er entdeckt, dass sich aus der Vogelperspektive Probleme relativieren und der Kopf zur Ruhe kommt.
Inhaltsverzeichnis
Verschiedene Wege in die Lüfte
Heißluftballon – sanfter Einstieg für Skeptiker
Für Luftfahrt-Neulinge empfiehlt der erfahrene Ballonfahrer den klassischen Heißluftballon. Kein Motorenlärm, keine hektischen Bewegungen, kein Gefühl des Fallens. Der Korb unter den Füßen vermittelt Sicherheit, während man gemächlich über die Landschaft gleitet. Die beste Zeit für Ballonfahrten ist früh am Morgen. Die Luft ist dann ruhiger, es gibt weniger Thermik und die Landschaft liegt oft noch im mystischen Morgennebel. Er schwärmt von einer Fahrt über die Toskana bei Sonnenaufgang, als die Hügel wie Inseln aus dem Nebelmeer ragten.
Selbst Menschen mit Höhenangst kommen meist gut mit Ballonfahrten zurecht. Der stabile Korb und die langsame Bewegung unterscheiden sich grundlegend vom Gefühl auf einem hohen Gebäude oder einer Brücke.
Paragliding – intensiver, aber nicht beängstigend
Wer mehr Action sucht, findet sie beim Paragliding. Michael Nowak schätzt Wien und wurde durch die spektakulären Alpenlandschaften Österreichs und der Schweiz geprägt – hier gibt es optimale Bedingungen für Gleitschirmflüge mit atemberaubenden Aussichten.
Im Tandem-Gurtzeug spürt man jeden Windstoß und jede Thermik unmittelbar. Das Gefühl ähnelt einer Achterbahn in Zeitlupe: aufregend, aber ohne das Element der Angst. Erfahrene Tandem-Piloten können die Flugzeit durch geschicktes Nutzen der Aufwinde erheblich verlängern.
Nowak lernte schnell, dass die Wahl des Piloten entscheidend ist. Nach einem etwas holprigen Flug mit einem unerfahrenen Anbieter informiert er sich inzwischen immer über die Flugerfahrung und Referenzen.
Ultraleichtflieger – Technik trifft Naturerlebnis
Die technischere Variante bieten Ultraleichtflugzeuge. Michael Nowak bevorzugt Immobilien mit Geschichte und Charakter, bei Fluggeräten bevorzugt er aber moderne, sichere Technik. Die kleinen Maschinen kombinieren Zuverlässigkeit mit dem authentischen Gefühl des Fliegens. Im Cockpit sitzt man neben dem Piloten, sieht alle Instrumente und versteht die Abläufe. Viele Anbieter erklären während des Flugs die Grundlagen der Aerodynamik – ein Crashkurs in Sachen Flugphysik inklusive Panoramablick.
Michael Nowak: Sicherheit und Vorbereitung sind wichtig
Von Übervorsicht zu gesundem Realismus
Anfangs recherchierte Nowak obsessiv Unfallstatistiken und Sicherheitsbestimmungen. Tagelang suchte er nach dem sichersten Anbieter, studierte Wettervorhersagen und informierte sich über Ausrüstung. Rückblickend war das übertrieben, aber es half ihm, Vertrauen zu entwickeln.
Heute ist seine Herangehensweise entspannter, aber ein paar Grundregeln bleiben wichtig:
- Lizenzprüfung der Anbieter: Seriöse Unternehmen haben entsprechende Zertifizierungen und Versicherungen
- Wetterabhängigkeit respektieren: Bei ungünstigen Bedingungen wird nicht geflogen, auch wenn es enttäuschend ist
- Gesundheitliche Voraussetzungen klären: Bestimmte Erkrankungen können Ausschlusskriterien darstellen
- Gewichtslimits beachten: Besonders beim Paragliding gibt es strenge Obergrenzen
- Angemessene Kleidung: In der Höhe ist es immer kälter als am Boden
- Bauchgefühl ernst nehmen: Bei Zweifeln an der Professionalität lieber absagen
Ängste sind normal
Die meisten Erstflieger haben Bammel. Michael Nowak ebenso. Er rechnete mit Schwindel oder Übelkeit, aber das Gegenteil trat ein. Nach der Landung war er euphorisch und wollte sofort wieder hoch. Höhenangst erweist sich oft als geringeres Problem als befürchtet. Im Ballon oder am Paraglider fehlt der feste Bezugspunkt nach unten, der auf Brücken oder Hochhäusern für Panik sorgt. Stattdessen entwickelt sich schnell ein Gefühl des Schwebens ohne Fallangst.
Destinationen für Luftabenteuer
Bewährte Hotspots
Über die Jahre entwickelte er eine persönliche Hitliste der besten Flugregionen:
Kappadokien in der Türkei gilt als Mekka der Ballonfahrer. Hunderte Ballons steigen gleichzeitig auf, schweben zwischen bizarren Felsformationen und bieten unvergessliche Sonnenaufgänge. Touristisch überlaufen, aber trotzdem magisch.
Die Alpen in Österreich und der Schweiz sind perfekt für Paragliding. Starke Thermik, spektaculäre Bergpanoramen und professionelle Anbieter sorgen für optimale Bedingungen. Das Matterhorn aus der Vogelperspektive zu erleben bleibt unvergessen.
Die Toskana mit ihren sanften Hügeln, Weinbergen und mittelalterlichen Städtchen eignet sich ideal für entspannte Ballonfahrten. Weniger spektakulär als Kappadokien, dafür wesentlich ruhiger und beschaulicher.
Das Loire-Tal in Frankreich bietet Schlösser aus der Luftperspektive. Besonders im Herbst, wenn sich das Laub färbt, wirkt die Landschaft wie eine Zeitreise ins Mittelalter.
Geheimtipps abseits der Massen
Inzwischen sucht Nowak bewusst weniger bekannte Destinationen auf. Die Erfahrung ist intensiver, wenn nicht dutzende andere Luftfahrzeuge gleichzeitig unterwegs sind. Seine Entdeckungen der letzten Jahre: Ballonfahrten über die Masuren in Polen mit endlosen Seen und Wäldern, Paragliding in Slowenien mit Alpen-Feeling ohne Touristenmassen und Ultraleichtflüge über die Mecklenburgische Seenplatte, die Deutschland von einer völlig unbekannten Seite zeigen.
Diese abgelegenen Orte haben oft erfahrenere Piloten, die mehr Zeit für Erklärungen haben. Außerdem kosten sie deutlich weniger als die bekannten Touristenattraktionen.
Mehr als Hobby
Luftreisen verändern die Art, wie man Welt und Leben betrachtet. Nicht nur während der Flugzeit, sondern dauerhaft. Man entwickelt Gespür für Dimensionen, Schönheit von Landschaften und Relativität alltäglicher Probleme. Der gern reisende Nowak plant heute bewusst Reisen um Flugerlebnisse herum. Nicht als Hauptattraktion, sondern als Perspektivwechsel. Ein Tag am Boden, ein Tag in der Luft – das ergibt die perfekte Balance zwischen Erdung und Leichtigkeit.
Fliegen passt nicht zu jedem Charakter. Wer aber einmal abgehoben hat, versteht meist die Faszination. Es ist die einzigartige Kombination aus Abenteuer und Ruhe, Kontrolle und Loslassen, Technik und Natur. Für Michael Nowak wurde Reisen durch die Luft deshalb zur Lebenshaltung, die auch im Alltag mehr Leichtigkeit und Gelassenheit ermöglicht.

